Trachtentrends von der Tracht and Country

Trachtentrends 2020/21 auf der Tracht & Country in Salzburg

Dieses Jahr konnte ich leider nicht selbst nach Salzburg fahren, um die neuesten Trachtentrends aufzuspüren. Aber trotzdem möchte ich Euch die entsprechenden modischen Neuheiten nicht vorenthalten und habe hier den Pressetext für Euch – mit ein paar kleinen Anmerkungen meinerseits:

 

Die Modetrends:

Neue Denkweisen – neue Moden

Innovationen und eine Renaissance alter Werte

Für Herbst/Winter 2020/21 tut sich in der Tracht- und Countrymode einiges. Jedoch vielschichtig: Einerseits springt das Neue sofort ins Auge und andererseits entdecken wir „Innovationen“, die keine sind – eigentlich Wiederentdeckungen, Wiederaufnahmen von Tradiertem, also eine Renaissance „alter“ Materialien, die jetzt als „neu“ gelten, „alter“ Handwerkstechniken, die „wieder neu“ und geschätzt werden, kleinräumiger Konzepte, die nach Globalisierungs-Überhang „innovativ“ sind.

 

Lausmädel-Dirndl und Edel-Kleider

© Reed Exhibitions Salzburg/Andreas Kolarik

Bleiben wir vorerst bei den sichtbaren Trendentwicklungen. Bei der Trachtenmode erhebt sich naturgemäß sofort die Frage, wie es mit Dirndl & Lederhose aussieht. Gut! Nach stärkerer Purismus-Phase kommt ein wenig Verspieltes zurück, mit gemäßigtem Aufputz wie Perlenborten, Glanzschnürungen an Silberhaken, etwas üppigere Spitzenpracht für Schürzen und, aha!, auch wieder größere Dekolletés – die extrem zünftig hochgeschlossene Bluse konterkariert das Wagnis. Ebenfalls angetreten: Mini-Dirndl mit abstehendem Röckchen sowie Petticoats zur Formung schwingender Kuppelröcke. (Anmerkung von mir: bitte das nur junge Mädels tragen und dazu keine „Fu** Me Boots bitte 😉 )

Die Mehrzahl der Dirndl gibt sich zurückhaltend in ihrem Mustermix, viele Modelle sind in Korpus und Rock aus dem gleichen Stoff geschneidert – Unis, zarte Webmuster, feine Jacquards, dezente Druckmuster, oft nur Mini-Dots. Die Schürze als Stylingelement ist häufig in glänzender Uni-Seide gehalten. Manche Edel-Modelle täuschen mit hohen Kelchkrägen eine gewisse Prüderie vor, die natürlich keine ist. Beliebter Gegensatz: Hoch geschlossenes Dirndl, ärmellos und ohne Bluse. (Anmerkung von mir: bitte IMMER IMMER IMMER Dirndl mit Bluse tragen)

 

Die Vielfalt der Winter-Dirndl

Um die Dirndl-Vielfalt zu verdeutlichen: Tweed im Oberteil, Tupfen-Baumwollrock mit Seidentaftschürze. Oder: Grünes Leder-Oberteil, grüner Rock mit Goldfäden, orange Glanzschürze. Cord-Oberteil in dunkelblau mit Jacquard-Rock in Blau-Gold und Schürze in royalem Taft. Dirndl mit Pelzrand am Woll-Oberteil, Fischgrät-Oberteil und fließender Rock…

Die Farben spannen sich von neutralen, grau-silbrigen, gedämpft-pastelligen Tönen bis zu neuem Orange, Karmesin, dunklem Grün und Blauabstufungen, sowie zu allen Braun- und Nusstönen, Ecru und Schwarz sowieso.

Lederhosen zwischen Alm und Kitsch

© Reed Exhibitions Salzburg/Andreas Kolarik

Die Lederhose gibt sich männlich bis zum Macho-Touch. Raffinesse gilt auch für Lederhosen-Schnitte, also elegant an die „Hax’n“ geschmiegt, mit sichtbarem Tragekomfort. Diese „adaptierten Klassiker“ enden bis knapp überm Knie, oder reichen ein bisschen darüber. Stickereimotive wie eh und je, in aufwändiger händischer Feinarbeit gefertigt, auch mit neuen Motiven, vom Bayerischen Löwen bis zur Phantasie-Arabeske. Sicher günstig: Wilde Drucke statt Stickerei auf der Hose. Zur Lederhose zeigt man Shirts mit Motivdrucken, Hirschköpfe wie eine „Ahnengalerie“ auf Mannes Brust oder Motive mit Bergsteiger-Equipment oder Autos vor Bergkulisse … Vielfältig ist die Auswahl an Karohemden für „Jaga“ und „Freizeitler“. Joppen in Loden sind immer Evergreens, ebenso die Hirschleder-Joppen. Darunter passen edle hochgeschlossene Gilets mit reich gestalteten Jacquardstreifen. Niedliche Leder-Pants in Maisfarbe oder Jeansstoff, bestickt und mit Hosentürl ausgestattet, bieten sich für Girlies an. (Anmerkung von mir: Neeeeiiiiiin, bitte nicht)

Die Sprache der Materialien

© Reed Exhibitions Salzburg/Andreas Kolarik

Schafschurwolle aus den Alpen, Merino, Alpaka, Cashmere, Seide, Hanf, Leinen, Brennnesselstoff – immer schon da und doch wieder neu. Echt neu in den Mischungen: Hanf mit Bio-Baumwolle, mit Wolle oder mit Recyclingstoff; oder Organic Cotton plus Wolle, Recycling-Baumwolle mit neuer Lyocellfaser. Wieder entdeckte geschlagene Baumwolle, Deutschleder (ein Baumwoll-Atlasgewebe), Wollen aus kontrollierter Tierhaltung. Noch unüblich: Wolle aus den Haaren von Opossumfell aus Neuseeland, wo Opossums zwecks Erhaltung des ökologischen Gleichgewichts gejagt werden müssen. Nun leben sie in kuscheligen Pullis und Jacken weiter.

Was sich verändert

Hinter den Kulissen werden bewusst neue Schwerpunkte gesetzt: Nachvollziehbare Produktionsketten, Verpackung ohne Plastik, Rücknahme von Kleiderbügeln, soziale Arbeitsbedingungen, und interessant: firmeninternes Netzwerken – wenn ein Händler in der Region XY einen Artikel schlecht verkauft, ein anderer anderswo hingegen gut, vermittelt der Hersteller eine Verschiebung der Ware – wäre doch schade, edle Stücke im Ausverkauf verschleudern zu müssen.

„Was geht, das geht“, sagt ein Hersteller, mehr ist nicht möglich, eine optimale Kapazität wird nicht zwanghaft erweitert. Das ergibt neue Selbstbeschränkung zur Wahrung der Qualität von Ware und Arbeit, das steht für Fairness und Wertschätzung.

Fotos: Copyright: Reed Exhibitions Salzburg/Andreas Kolarik

Alpini

eine gebürtige Münchnerin, die Lifestyle und Trachten liebt.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.